… ein Einblick in meinen alltäglichen Run ins verderben.
Am Tag der Anreise frug mich die Ärztin direkt ob ich Verlängern möchte, ich hatte noch nicht mal meine Sachen in den Schrank geräumt und sollte schon entscheiden?
Ich bat um ein paar Tage bedenkzeit. da ich gerade erst angekommen war und noch nicht wusste wo die Reise hingeht.
Sie meinte nur, entscheiden sie sich schnell, die Zimmer sind sonst belegt.
Nach dem Prozedere mit Diagnosen und Problemen kam sie auf das Thema Eiinstufung zu sprechen.
Dort gibt es 4 Stufen.
1. Stufe man ebenerdig gehen
2. Stufe man kann bis zur 1. Etage gehen
3. Stufe man kann bis zur 2 Etage gehen
4. Stufe man hat keine Probleme
Damit fing mein Run ins Verderben an, denn ich kleiner süßer Troll, entschied mich aufs Risiko zu gehen und nahm Stufe 3.
Das beinhaltet auch im Behandlungsplan mehr Sport.
Soweit so gut.
Taschen ausgepackt und los ging die Reise.
Mit der Hausdame wurde uns das Haus gezeigt und die wichtigsten Stationen, unter anderem unser Postfach wo wir die Behandlungspläne und Mitteilungen erhielten. Ich nannte es den Schlund des Grauens, in einer Woche hatte ich 4 neue dieser Behandlungspläne.
Meine Lieblingsaufenthaltspunkte waren das Schwimmbad (da komme ich später noch drauf zu sprechen), der Kraftraum und der Park samt Waldgebiet.
Ich bin innerhalb von etwas mehr als drei Wochen jeden Tag geschwommen, die ersten Tage 8-10 Bahnen und hab mich in der ersten Woche auf 30 Bahnen raufgearbeitet. War am Ende nicht die beste Entscheidung.
Dazu muss ich sagen, ich hatte keine Schwimmfreigabe und das Becken war nicht beheizt.
Wegen Kosteneinsparung und Trainermangel wurde es nicht mehr benutzt und hatte so nur eine Wassertemperatur von 19 – 23°.
Ich war täglich im Kraftraum trainieren nach meinem Behandlungsplan, Ergometertraining (30 Min Radfahren) oder MTT60 (um aufwärmen 10-15 min Ergometer und danach Gerätetraining).
Zusätzlich dazu bin ich auch am Nachmittag in den Kraftraum.
Dazu hatte ich noch Thoraxgruppe und Hockergymnastik.
Ich bin täglich durch den Park gegangen und hab mich auf 3 km die Runde gesteigert in 3 Wochen.
Und last but not least bin ich etwas mehr als 3 Wochen bis zur 2ten Etage die Treppen gestiegen.
Für meine Luft nicht wirklich prickelnd und mein Puls hat es mir auch nicht gedankt, aber ich bin doch schon wieder so Fit, dachte mein naives Ich.
Am Dienstag Abend der vierten Woche rächte sich meine Einstellung bei der Hockergymnastik.
In der letzten Dehnung bekam ich einen Hustenanfall, den ich immer bekomme wenn ich mich überanstrenge.
Also, das Foster ausgepackt und inhaliert.
Am nächsten Morgen bin ich mit meinem Problem in die ärztliche Sprechstunde gegangen, da die Probleme mit Hustenreiz und schwerer Atmung nicht weggingen und siehe da, ich habe mich so sehr überanstrengt das meine coranabingte Asthmaproblematik aus sem Ruder gelaufen ist. Erstmal das Foster auf 2 Hübe morgens und abends erhöht und meine AirForce One *Inhaliergerät* erhalten.
Damit wurde es im Verlauf von zwei Tagen auch nicht wirklich besser und ich bekam noch das Spiro , ein Pukverinhalator dazu.
Bei Ankunft hatte ich eine Lungenkapazität von 71% garnicht mal soooo schlecht, am Donnerstag der vierten Woche und vor Abreise hatte ich mich so sehr heruntergewirtschaftet das ich eine Lungenkapazität von 51 – 55% aktuell habe.
So schnell kann es gehen, wenn man übertreibt und nicht auf sich selbst achte.
Was mir die Reha gebracht hat?
Sehr viel!
Ich habe schmerzlich, aber jetzt tatsächlich verinnerlicht, gelernt das ich nicht GESUND bin und eben noch nicht so kann wie ich will.
Ich muss so langsam weiter machen wie ich es zu Hause gemacht habe, denn da habe ich mich zurück genommen.
Ja, ich muss mich mit meiner jetzigen Situation der ungenfunktion auseinander setzen und erstmal noch weniger tun als zuvor, damit sich die Lunge von meinem Run des Verderbens erholen kann und ich wenigstens wieder auf 70% komme.
Das wird nicht leicht werden, aber ich stecke den Kopf nicht in den Sand, sondern sehe das jetzt als Chance mich aufzurappeln und weiter zu kämpfen.
Step by Step geht es den steinigen Weg entlang und wenn ein Hindernis da liegt, hey suche ich einen anderen Weg oder überwinde es.
Die Moral der Geschichte.
Fangt alles langsam an, treibt euch nicht so sehr an das ihr euch überanstrengt, man merkt es erst wenn es zu spät ist und man schon Meilenweit vom Abgrund entfernt ist.
Die Schlagwörter:
- Leistungsorientiert
- Erwartungshaltung zu hoch
- innerlicher und äußerlicher Druck
und noch viele mehr, die beschreiben was wir alltäglich tun und wer wir sind.
Schraubt es herunter und gönnt euch eine Auszeit von dem Stress.
Man hat nur 1 Leben!
Noch kurz was zur Klinik.
Die Ärzte und Therapeuten sind im großen und ganzen sehr kompetent und angagiert, Ausnahmen gibt es immer, das hat man überall.
An der Sauberkeit muss noch geschraubt werden, da ist noch einiges im Argen.
Das Essen, naja man konnte es essen.
Manchmal zu sehr gesalzen und mal überhaupt nicht gewürzt, ich hoffe der Koch wird noch einen Mittelweg finden.
Auch wenn ich mich überanstrengt habe und das jetzt unpassend erscheinen mag, aber ich rede jetzt im Allgemeinen.
Die freien Trainingszeiten sind innerhalb der Woche pure Verarschung.
Von 16:00 bis 18:00 kann man schwimmen oder in den Kraftraum.
Wie denn, wenn die Behandlungspläne so geschrieben sind das man bis 18:00 noch Anwendungen hat und um 18:15 Abendessen muss da das Abendessen nur bis 18:45 geht. Schon bescheurt oder?
So, das war´s von mir.
Ich werd mich noch schonen und langsam machen, keine Sorge mir geht sonst ganz gut.
Man liest sich! 🥰😘💕